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Zu den Touristen-Attraktionen im Kambodscha zaehlen Tempelanlagen und
Staetten ueber die kriegerische Vergangenheit Kambodschas, die ueber das
Schicksaal der Menschen in dieser Zeit erzaehlen. In Phnom Penh sind die
beiden Hauptattraktionen dieser Art das Tuol-Sleng-Museum, zur Erinnerung
an die Verbrechen im ehemaligen Konzentrationslager (eine dazu
umgewandelte Schule) und die sog. Killing Fields (Massengraber) es in
Kambodscha zahlreiche gibt und das bekannteste sich in Choeung Ek, in der
Naehe von Phnom Penh, befindet.

Die Regierung Kambodschas war korrupt und betrügerisch. In den frühen
70ern erhob sich im Norden des Landes eine Gruppierung, die sich “Khmer
Rouge” nannte. “Khmer” stand für die Volksgruppe der Kambodschaner,
“Rouge” sollte auf die damals hoch in Mode stehende kommunistische
Orientierung hinweisen.

Die Roten Khmer kämpften sich vor. Wer ihr Befehlshaber war, blieb vorerst
unklar. 1974 gelang es den Roten Khmer, in die Hauptstadt Phnom Penh
vorzudringen. Sehr zum Missfallen der Amerikaner, die sich keinen weiteren
kommunistisch regierten Staat wünschten. Gleichwohl und obwohl die
Amerikaner mit diversen Bombardements die regulären Regierungstruppen
unterstützt hatten (und dabei sehr viele Zivilpersonen in den Tod rissen),
wurde die US-Botschaft geräumt und die meisten Ausländer ausgeflogen.

Die Bevölkerung begrüsste die Roten Khmer anfangs enthusiastisch. Es
konnte ja nur besser kommen. Nun war auch klar, wer Befehlshaber war:
Pol-Pot, ein ehemaliger und in Paris ausgebildeter Lehrer, dessen selbst
gewählter Name „Politisches Potential“ bedeuten soll. Trotz seines viel
versprechenden Namens unterliess es Pol-Pot, jemals ein politisches
Manifest zu publizieren. Bald aber wurde klar, wohin es mit Kambodscha
gehen sollte: Pol Pot sah einen Neubeginn vor, einen Tag „Zero“ der Khmer.

Um diesen Neubeginn gewährleisten zu können und um ein Abdriften in alte
Fahrwasser vermeiden zu können, wurde die alte „Classe Politique“ und
sämtliche in irgendeiner Art ausgebildeten Kambodschaner ausgerottet. Wer
Hände ohne Schwielen hatte wurde ebenso wie alle Brillenträger ermordet.
Nur wer Bauer und absolut bildungsfrei war, durfte überleben. Die Städte
wurden geräumt, die Universität und alle Bildungsstätten geschlossen. Zwei
Millionen Menschen wurden in den 4 Jahren der Khmer Rouge Herrschaft
hingerichtet.
Der Rest der Bevölkerung wurde zu 16-stündiger Zwangsarbeit auf den
Reisfeldern eingeteilt.

Wir haben die sogenannten „Killing Fields“ nahe Phnom Phen besucht. Hier
wurde zu Beginn der Schreckensherrschaft der Roten Khmer 8000 gebildete
Menschen hingerichtet – zumeist mit Hammerschlägen auf den Kopf, einem
Hieb mit der Machete oder Bambusstangen. Beliebt war auch, die zur
Hinrichtung bestimmten Gefangenen auf dem Weg vom Gefaengnis zum
Schlachtfeld hinter einem Wagen herzuziehen, um so Transport und Toetung
zusammen zu erledigen. Kleinkinder und Saeuglinge wurden an den Fuessen
gegen einen danach benannten Baum geschlagen, bis ihre kleinen Koerper
leblos waren, oder in die Luft geworfen um denn mit spizten Bambusstangen
aufge“fangen“ zu werden.

Munition war zu wertvoll, um sie fuer das Toeten der Gefangenen zu verwenden.

Der Besuch war eine schreckliche Erfahrung, die mir näher ging als vieles,
was ich bisher gesehen habe. Währenddem die Konzentrationslager der Nazis
sich bei einer Besichtigung als kalt und irgendwie unpersönlich ausnehmen
und es etwas Phantasie braucht, sich das Grauen, das dort stattfand,
vorzustellen, benötigt es in auf den „Killing Fields“ nichts desselben.

Auf  einem vielleicht 1 Hektar grossen Areal finden sich zahlreiche
Massengräber. In den ausgehobenen Löchern steht das Wasser knietief, da
und dort ragt ein durch den Regen frei gewaschener Knochen aus dem Dreck.
Überall finden sich Kleidungsfetzen der umgebrachten Menschen. Auf dem
Besucherpfad zwischen den Gräbern sehe ich einen Zahn liegen. Es ist
unmöglich, nicht über Kleidungsreste und Knochen, die der Regen frei
wäscht, zu stolpern. In der Mitte der Anlage wurde ein Turm gebaut, in dem
hinter Glas die 8000 Schädel der gefundenen Leichen liegen. Geordnet nach
Alter. Schaurig anzusehen.

1979 wurden die Khmer Rouge von der vietnamesischen Armee besiegt. Danach
führten die Sowjets und die USA einen Stellvertreterkrieg auf den Feldern
Kambodschas. Die Menschen mussten weitere 12 Jahre Krieg erdauern.
Die Prozesse gegen die führenden Khmer Rouge Mitglieder dauern bis heute
an – Charlotte, eine Schweizerin die für das Tribunal arbeit, erzählt aus
erster Hand davon.
Ob allerdings ein Urteil gegen ein paar alte Männer den Heilungsprozess
dieser arg geprüften Nation beschleunigen wird, bleibt dahingestellt.

Ein Artikel dazu findet sich in dem Blog von Thomas Wanhoff:
http://weblog.wanhoff.de/?p=1092

„I have completely lost hope with the ECCC because it’s been 30 years.
Many people who survived and waited to see justice are rapidly dying,”
Nath said. “It is better not to wait any more, the problems [at the court]
are happening again and again. I don’t think the court will provide
justice.”“

Diese in diesem Zitat wiedergespiegelte Meinung beherrscht auch das Denken
der Bevoelkerung.

Vor allem, da der heutigen Regierung und dem Militaer fast noch mehr
Korruption als dem Regime der Roten Khymer nachgesagt wird. Teure Autos
wie S600 AMG, Lexus in Massen, Cayenne und der Lamborghini. (Gibts in
Thailand so nicht). Fragste Kambodschaner, wo das herkommt, gibt es immer
eine eindeutige Antwort: Korruption!