Moin,

Der in der vorherigen Mail schon angesprochene Berg Phnom Kulen lag
eigentlich ideal auf dem Weg. Nachdem wir aber erfolgreich zur Mautstelle
(wirklich alles kostet hier Geld) navigierten, war nur zu erfahren, dass
wir 10min zu spät dran sind: Bis 12 Uhr werden Fahrzeuge nach oben
durchgelassen, dann Einbahnverkehr nach unten, wegen der Enge. Also wieder
back to track.

Als eine für hiesige Verhältnisse sehr gute Straße gen Osten fuhr, waren
alle Sorgen vergessen, schnell würden wir die Stadt Kulen erreichen um
dann weiter zum an der Thailändigen Grenze gelegenen Tempel nach Norden
vorstoßen zu können.

Doch dann: Plötzlich endet die Traumstraße, mündet in einer Baustelle.
Also, Geländegang rein und durch den Dschungel vorbei an der Baustelle
(Bild 1), bis uns nach 25km Einwohner zu verstehen gaben, dass es auf dem
immer kleiner und unwegsamer werdenden Weg kein Vorankommen geben wird.

Again: Back to track. Also weiter in Kambodschas Mitte nach Norden (Bild 2
und 3), zur Provinzhauptstadt Anlong Veng. Wir sollen ab da für die
nächsten Tage die einzigen weissen Touristen sein. Diese Stadt gilt als
Rückzungsgebiet von Pol Pot, so versteckte er sich, starb schließlich dort
und wurde verbrannt. Diese Örtlichkeit kann der Tourist nach einer 1
stündigen Motofahrt besuchen. Das Tourismusministerium Kambodschas
versucht sich auch noch an der Vermarktung einer weiteren Stätte mit
dunkler Vergangenheit: Das Ta Mok House. Ta Mok, einer der wenigen Kader
der Roten Khmer, der im Gefängnis sitzt, nachdem er der Mittäterschaft am
Mord von drei westlichen Rucksackreisenden überführt wurde.

Statt derlei Angeboten genoss ich das allmorgendliche Schauspiel des
Sonnenaufgangs am malerischen Gewässer und das Fischen der Einwohner.
(BIld 4 und 5)

Generell wirkten die Leute auf mich in dieser Gegend unfreundlicher,
lächelten und winkten nicht so viel und oft. Im Hotel musste im Voraus
bezahlt werden und englisch konnte dort auch niemand.

Einzig ein Restaurantbesitzer, welcher sich für unsere Reise Zeit nahm,
war fit in Englisch. Als wir am nächsten Morgen im selben, auch einzigen
guten, Restaurant frühstücken, stellte die Kellnerin den Kontakt zum
Inhaber per Mobiltelefon her, über das wir die Bestellung aufgaben. Es kam
dann das beste Omlet!
(Bild 6)

Tourismus fast gleich null, in Anlong Veng und den andere Orten waren wir
die einzigen weissen Gesichter. Das Angebot an Guest Houses nimmt rapide
ab, das beste ist gerade gut genug, Restaurants gleichen nunmehr eher
einer bestuhlten Scheune und einer kleinen Garkueche in einem Hinterraum,
in dem wir nichtmal unsere Fahrraeder abstellen wuerden. Im
Serviettenspender steckt eine Klopapierrolle – an sich kein Problem, aber
zum Mund abwischen fuer mich zu duenn 🙂

Ach ja, und Internet natuerlich auch nicht vorhanden. Allerdings waren in
Anlong Veng von der Strasse aus in einer Holzhuette mind. 4 Computer
nebeneinader mit 2 Flachbildschirmen zu sehen. Das passte so garnicht ins
restliche Bild.

so long
Oskar